Umschulung und ihre Folgen

Eine Umschulung der angeborenen Händigkeit, die aufgrund von gesellschaftlichen Vorurteilen vorgenommen wurde und wird, hat massive Auswirkungen , vor allem dann, wenn mit der nicht-dominanten Hand geschrieben wird. Durch diese -gegen die menschliche Natur- vorgenommene Umschulung kommt es nicht zu einer Umstellung der Dominanz im Gehirn, sonder zu einer Überbelastung der nicht-dominanten Gehirnhälfte und zu einer Unterbelastung der anderen und somit zu Übertragungsschwierigkeiten im Corpus callosum, wodurch die verschiedensten Primärfolgen entstehen können.

 

Durch den bevorzugten Gebrauch der nicht-dominanten Hand, besonders zum Schreiben, kommt es im Gehirn oft zu schwersten Störungen und Irritationen, die den Menschen individuell meist sehr belasten und Auswirkungen für sein ganzes Leben haben können.

 

Das Schreiben ist ein Vorgang von höchster Komplexität und wegen der Einbeziehung unterschiedlicher Gehirnfunktionen, eine der schwierigsten Leistungen.

In den Schreibvorgang sind die verschiedensten zerebralen Fertigkeiten einbezogen, wie Feinmotorik, Sprache, bildliche Vorstellung des Buchstabens und des Ablaufs der Buchstabenfolge, sowie auch gleichzeitig verlaufende Gedankenketten, Assoziationen, bildhafte Vorstellungen, Erinnerungen und das Abrufen von Lerninhalten.

 

Primärfolgen einer Umschulung der Händigkeit können sein:

  • Gedächtnisstörungen (Abrufen von Lerninhalten)
  • Konzentrationsstörungen (schnelle Ermüdbarkeit)
  • legasthenische Probleme/ Lese-Rechtschreib-Schwäche
  • Raum-Lage-Labilität (Rechts-Links-Unsicherheit)
  • feinmotorische Störungen (die sich im Schriftbild äußern)
  • Sprachstörungen (Stammeln, Stottern)
  • sprunghaftes Denken

 

Diese Primärfolgen können sich in Sekundärfolgen umsetzen:

  • Minderwertigkeitskomplexe
  • Unsicherheit
  • Zurückgezogenheit
  • Überkompensation durch erhöhten Leistungseinsatz
  • Trotzhaltungen, Imponier-und Provokationsgehabe
  • unterschiedliche Verhaltensstörungen
  • Bettnässen, Nägelkauen
  • emotionale Probleme bis ins Erwachsenenalter mit neurotischen und/oder psychosomatischen Symptomen
  • Störungen im Persönlichkeitsbild

 

Die Intelligenz selbst wird nicht vermindert, jedoch wird ihre Manifestation gestört, z.B. beim Formulieren und Ausdrücken der Gedanken, beim Abrufen von Lerninhalten in Schrift und Sprache. So kommt es zu einem erhöhten Kräfteeinsatz von ca. 30% und mehr.

 

Alle angeführten Primär- und Sekundärfolgen können selbstverständlich auch ohne Umschulung der Händigkeit auftreten. Genauso bei Links-, wie bei RechtshänderInnen!

Methoden der Umschulung

Die Vorgänge , die unter dem Begriff "Umschulung" zusammengefasst werden, können sehr unterschiedlich ablaufen.

 

Es gab Zeiten, die einige umgeschulte LinkshänderInnen leider erfahren mussten, in denen der Zwang, die rechte nicht-dominante Hand zum Schreiben zu verwenden, durchgesetzt wurde durch:

  • Schläge auf die Hand
  • Einbinden der Hand an den Körper
  • Einbinden der Hand an den Stuhl oder Tisch
  • Eingipsen der Hand
  • Beschimpfungen
  • Bestrafungen
  • Liebesentzug
  • Entzug von Spielsachen

 

Aber auch die "sanfte"Umschulung der Händigkeit, die nicht durch körperliche Gewalt durchgeführt wurde und wird, sondern durch einen "psychischen Terror" mit Hilfe von Belohnungssystemen, Überredungskünsten, Entzug von Aufmerksamkeit und Zuwendung, mit dem Ziel zum Schreiben mit der rechten Hand zu motivieren, ist eine Körperverletzung!

 

Es gibt auch Kinder, die sich selbst auf den Gebrauch der rechten Hand umstellen, als Anpassungsmaßnahme an die rechtshändige Gesellschaft, d.h durch ein Nachahmungs- und Modellverhalten. Sie wollen keine Ausnahme sein und nicht negativ auffallen. Sie hoffen so auf Zuwendung, Akzeptanz und Anerkennung.

 

Gleichgültig, ob sanfte oder strafende Umschulung: die Gehirnfunktionen werden in jedem Fall getroffen und es kommt zu negativen Folgeerscheinungen!

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© Margit Rieger BSc